Ich habe schon immer gern gesungen. Seit ich denken kann. Als ich mir überlegte über die Musik zu schreiben, fiel mir erst wieder ein, dass ich es schon als Kind ständig getan habe. Ich erinnerte mich wieder daran, dass ich früher öfter mit meinen Großeltern in die Stadt zum Einkaufen gefahren bin und ich habe während der ganzen Autofahrt gesungen. Ich glaube, sie haben mir gern zugehört. Zumindest habe ich mir das eingebildet.
Später dann, als Teenie, habe ich in meinem Zimmer die Anlage bis zum Anschlag aufgedreht und lauthals mitgegröhlt. Nicht schön, aber laut! Sehr zum Leidwesen meiner Eltern. Denn das tat ich oft stundenlang am Tag. Im Sommer natürlich bei sperrangelweit geöffneten Fenstern. Was zur Folge hatte, dass sich doch tatsächlich einmal so was ähnliches wie Nachbarn bei meinen Eltern beschwert hatten. Sie wohnten circa 300 Meter Luftlinie von uns entfernt. Na toll… Banausen! Also: Fenster zu. Weiter machen!
Manchmal stellte ich mich sogar mit einer Freundin in eine Unterführung und wir haben dort gesungen, weil die Akustik so toll war. Immer wenn dann Leute vorbei kamen, haben wir völlig verlegen gekichert und wurden plötzlich ganz still. Ist die Luft rein? Okay, weiter geht’s!
So sang ich vor mich hin, ohne mir ernsthaft Gedanken darüber zu machen, wie das überhaupt klingt.
Ich habe auch sehr gerne Konzerte besucht. Und das tue ich heute noch gern. Von PUR (ja, ich stehe dazu!), über Gary Barlow, Bryan Adams, Silbermond, Robbie Williams…und noch einige mehr.
Ich liebte die Musik und sang mit, so laut ich konnte! Ob zu Hause, im Büro, im Auto…
Aber das war’s dann auch. Bis zu jenem Abend, der alles änderte. Ein Theken-Gespräch mit einem Bekannten. Er hatte eine Band – und ich schon ein Glas Wein zu viel. “Wir suchen noch Background- Sängerinnen! Ich habe schon ein paar Mädels gefragt.”
ICH MACH’ DAS!!! Moment, habe ich das gerade wirklich gesagt?! Ja, hatte ich…
So fand ich mich einige Tage später in einem Proberaum wieder. Mikrofon an, Anlage auf! Dann leg mal los! Oh je, ich mach mir gleich in die Hosen… Aber eine Frau, ein Wort – daher: Augen zu und durch!
Ich fing an zu singen. Ziemlich wackelig. Doch irgendwann lies ich los und dann wurde es tatsächlich gut. Nicht super, aber gut! Es fand Anklag – was ich nie im Leben erwartet hätte.
Es sollte dann auch nicht lange dauern, bis ich zum ersten Mal auf ein Publikum losgelassen wurde. Die Band hatte einen kleinen Auftritt geplant und ich sollte dann dort auch ein paar Lieder singen. Ich dachte, ich sterbe!
Noch größere Angst als ich hatte jedoch meine Mutter. Sie hatte immer noch das Gebrüll aus meinem Kinderzimmer im Ohr. Und seit ich nicht mehr zu Hause wohnte, hatte sie mir nicht mehr zuhören müssen. So kam es, dass sie regelrecht Bauchschmerzen bekam, bevor es losging. Doch dann: Überraschung!!
Natürlich lief es nicht ganz ohne Pannen und ein paar falscher Töne ab. Aber ich glaube ich habe mich ganz gut geschlagen. Was auch am Applaus zu erkennen war! (Ich hoffe, sie haben nicht alle nur aus Mitleid geklatscht!)
Es war ein tolles Gefühl, muss ich sagen. Ich habe gemerkt, dass ich etwas kann und anderen damit eine Freude bereite. Und ich habe eine Aufgabe gefunden…
Sicher, ich werde niemals eine perfekte Sängerin sein. Dafür habe ich zu spät damit angefangen. Immerhin war ich schon 28! Die Stimme lässt sich in der Kindheit viel besser ausbilden. Trotzdem nahm ich ein wenig Gesangsunterricht und es zeigte auch seine Wirkung. Ich würde sagen, für den Hausgebrauch reicht’s.
Mit der Band hat es dann zwar leider nicht geklappt – das mit dem Background-Gesang habe ich nicht auf die Reihe bekommen. Ich bin völlig talentfrei, wenn es darum geht, zweite Stimmen zu singen. Auch heute noch – da kann ich üben, wie ich will.
Aber schon bald fand ich eine neue Truppe. Wir hatte nie Auftritte, sind nie aus unserem Keller herausgekommen – aber wir alle hatten Spaß an der Musik. Das ist die Hauptsache! Und die Musik ist ein tolles Ventil, um Stress abzubauen.
Es zeigte schnell seine Wirkung! Mir ging es wieder gut – die Stille ist gewichen und ich war wieder ich!