Wenn zwei sich entspannen wollen, lacht sich der Dritte kaputt!

Es war soweit: der erste Urlaub zu Dritt stand vor der Tür. Ob ich mich darauf gefreut habe? Gute Frage. Irgendwie schon – wenn es bis dahin nur nicht so stressig wäre…

Mein Kopf explodierte fast, weil ich an so vieles denken musste. Der Zwerg war gerade 16 Monate alt. Und Ihr wisst ja, was man sowieso schon immer so alles mit sich herumschleppt, wenn man mit Kleinkind das Haus verlässt. Auch wenn es nur für eine halbe Stunde ist. Man muss für alles gewappnet sein. Und dann 10 Tage verreisen? WOHIN bloß mit all dem Zeug?

Ein riesiges Paket Windeln, ein noch größerer Vorrat an Keksen und anderer “Notfall-Nahrung”, ein dicker Berg Spielzeug und Bücher, neben all dem anderem Kram, den Herr Sohn so braucht…
Der junge Mann hatte zwar seinen eigenen (und nicht gerade kleinen) Koffer, und trotzdem fanden sich auch in Mamas und Papas Gepäck noch die ein oder anderen kleinen Lebensnotwendigkeiten von ihm wieder. Vom Handgepäck ganz zu schweigen. Als letztendlich fertig gepackt war, war ICH fix und fertig.

Dann kann es wohl jetzt losgehen! Ab zum Flughafen. Natürlich mussten wir gerade dann losfahren, als mein Sohn eigentlich in seinem Bett liegen sollte, um einen ausgiebigen Mittagsschlaf zu machen. Aber – Reisegesellschaft sei Dank – das konnten wir abhaken! “Die Flugzeiten haben sich geändert!” Herzlichen Dank auch! Fliegen wir also mittags, statt morgens. Ist ja auch alles kein Problem mit einem kleinen Kind!

So kam es, dass er im Auto sage und schreibe fünf Minuten geschlafen hat! Schnell wecken und dann ab zu Check in. Wow, ist das alles aufregend hier! Der Trubel auf dem Flughafen war natürlich toll – für ihn. Nicht so für uns. Flink wie er ist, entwischte er uns alle paar Minuten. Zum Glück ist Papa, im Gegensatz zu mir, meistens schnell genug gewesen. Also haben wir uns die Wartezeit damit vertrieben unserem Sohn hinterherzurennen. Hier zeichnete sich schon ab, wie unser Urlaub ablaufen würde. Aber gut, hoffentlich macht ihn das Gerenne schön müde, dann schläft er gleich bestimmt im Flieger.

Hahaha! Reines Wunschdenken.

Also, einsteigen, anschnallen und hinauf! Der Start war ja so witzig. Der kleine Kerl hat sich kaputt gelacht! Das tat er dann auch, als er kurze Zeit später die Windeln vollgeschissen hatte. Musstet Ihr schon mal in einer Flugzeug-Toilette Euer Kind wickeln? Ich konnte nicht mal aufrecht stehen in dieser Minikabine. Der sogenannte “Wickeltisch”, der eher nur aus einem schmalen Brett bestand, war außerdem viel zu klein für meinen Sohn. Ich musste ihn quasi zwischen die Toilettenwände pressen. Und dann seitlich wickeln. Und wohin jetzt mit dem stinkenden Riesenschiss? Keine Ablagemöglichkeit. Also mit einer Hand versucht die Windel zu einem Bündel zu schnüren und in die Tonne gedrückt, mit der anderen Hand das Kind festgehalten, damit es nicht vom Brett runter rollt. GESCHAFFT! Zum Glück ist man als Mutter so einiges gewöhnt, dann kriegt man auch sowas irgendwie geregelt.

Ich hatte übrigens Mitleid mit dem älteren Herrn, der nach uns die Toilette aufsuchte. Der Gestank war bestialisch. Und ich hoffte auch, dass er nicht glaubte, dass ICH das verursacht habe.

So, jetzt könntest Du langsam mal schlafen, kleiner Schatz… Aber daraus wurde nichts! Hier machte es BING! Da leuchtete ein Lämpchen auf, alle paar Minuten ging jemand den Gang hoch und runter… So kann ich nicht schlafen, Mama! Ich will ja nix verpassen. Also wurden wir quengelig…

Vier Stunden können ganz schön lang sein. Aber das schafften wir auch irgendwie. Dann wieder runter, ab durch die Passkontrolle, Koffer schnappen und los zum Bus. Das alles ging zum Glück reibungslos. Im Bus ist er dann schließlich auf Mamas Schoß eingeschlafen.

Gegen 21.00 Uhr waren wir dann endlich im Hotel. Wir bekamen natürlich nicht das Zimmer, was wir gebucht hatten. Wir bekamen ein “besseres” Zimmer! Das hatte dann eine Treppe und das zweite Schlafzimmer war auf einer Empore. Also offen. Ist das nicht viel besser? IRONIE! Eine Treppe, wo man runterfallen kann und ein Raum indem man keine Ruhe zum Schlafen hat? Perfekt für meinen Sohn, oder?! Mutti war bedient. Beschwerde! Am nächsten Tag konnten wir dann umziehen, in ein richtiges Familienzimmer.

Jetzt kann der Urlaub ja endlich losgehen!

Ab an den Pool…hinlegen, die Sonne genießen… Ätsch! Unser Urlaub bestand natürlich zu 90 % aus: RENNEN! Herr Sohn war nur auf Tour. Er schaffte es nicht auch nur 5 Minuten ruhig sitzen zu bleiben. Es sei denn, Mama hatte gerade ein Eis in der Hand. Dann klebte er an mir. Und danach sofort wieder los. Wenn er ausnahmsweise mal nicht weglief, wollte er schaukeln. Und dann wieder rennen…

Habe ich schon gesagt, dass er ständig wegrannte?

Klar, das war ja auch alles total neu und aufregend. Also rannte er, und rannte und rannte und rannte…und wir hinterher. Am Strand war das besonders toll. Unendliche Weiten…

Nach zwei Tagen kam ich zu dem Punkt, dass ein Urlaub mit Kleinkind alles andere als entspannend ist. Das machen wir nie wieder! Wir warten ab, bis er größer ist!!!

Nicht nur, dass er ständig ausgebüxt ist, er wollte auch nicht schlafen und schon gar nicht wollte er etwas essen. Gemütlich im Restaurant sitzen? Fehlanzeige! Wir brüllen alles zusammen, so lange, bis Ihr mich wieder aus dem Hochstuhl befreit und mich laufen lasst. Anfangs war mir das sehr unangenehm. Die schrägen Blicke mancher Leute, die sich fragten, warum wir überhaupt dort sind. Aber auch Eltern haben ein Recht darauf in den Urlaub zu fahren, oder?!

Ich musste mit großer Ernüchterung feststellen, dass der Urlaub – zumindest in den nächsten 10-18 Jahren – nie wieder so erholsam sein wird, wie er es mal war, als wir noch als Paar verreisten. So vergingen die nächsten Tage – immer im Hinterkopf, dass wir bald wieder nach Hause fahren “dürfen”.

Nach ein paar Tagen jedoch hatte unser Sohn sich an all das gewöhnt und ich habe es geschafft, die schrägen Blicke zu ignorieren. Augen zu und durch! Und die meisten fanden unseren Sohn auch eigentlich toll. Jeder im Hotel kannte ihn, er wurde von fast allen sogar mit Namen begrüßt. Und er genoss die Aufmerksamkeit sichtlich. Ich bin der King!

Klar, er rannte immer noch, was das Zeug hielt. Doch er schlief schließlich auch in der fremden Umgebung durch, er hatte sogar endlich mal das Essen probiert und aufgehört, sich nur von Keksen, Eis und Fanta zu ernähren. Und wir konnten auch mal eine halbe Stunde ohne Dauergeschrei zusammen essen. Irgendwie war es dann fast wieder schön.

Und tatsächlich gab es dann einen Moment – wir waren abends kurz vor dem Sonnenuntergang am Strand – da war ich plötzlich völlig tiefentspannt. Unser Kleiner saß im Sand und spielte, ich blickte aufs glitzernde Meer – den Kopf an der Schulter meines Mannes – und schaute dabei zu, wie die Sonne langsam verschwand. Ich habe Urlaub – das wurde mir in dem Moment endlich bewusst.

Ob wir nochmal mit einem so kleinen Kind verreisen würden? Ich denke schon…

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