„Der Dosenöffner“ oder „Kleine Gesten versüßen den Alltag“

Neulich klingelte es an der Tür und vor mir stand meine über 90jährige Nachbarin, eine Dosensuppe in der Hand. Sie leidet an Parkinson und lebt allein, seit ihr Mann im letzten Jahr verstorben ist. Sie schaffte es nicht, diese Dose selbst zu öffnen und bat mich daher um Hilfe, dankbar dafür, dass ich eigentlich immer zu Hause bin. Natürlich helfe ich ihr gerne. Sie nahm die nun geöffnete Dose freudestrahlend entgegen, machte sich mit zittrigen Händen wieder auf dem Weg zu ihrem Haus. Ich hatte Angst, dass ihr unterwegs die Hälfte der Suppe verloren geht, fragte, ob ich sie begleiten solle. Aber sie winkte dankend ab. Ich sagte ihr, sie kann jederzeit vorbeikommen, wenn etwas sein sollte.

Es ist selbstverständlich ihr zu helfen. Aber sieht das jeder so? Es ist so einfach anderen – und damit gleichzeitig auch sich selbst – den Alltag zu verschönern. Wie?


Durch kleine Gesten

Wie zum Beispiel eben für jemanden eine Dosensuppe zu öffnen. Oder für den Nachbarn die Mülltonne mit rauszustellen, wenn man eh schon dabei ist. Die schweren Einkäufe ins Haus tragen. Einer kleinen, alten Dame helfen, etwas aus dem obersten Supermarktregal herauszunehmen. Oder dem älteren Herrn das Kleingedruckte auf der Packung vorlesen. Auch wenn er nicht gefragt hat. Aber wenn man mit offenen Augen durchs Leben geht, bekommt man ein Gespür dafür, wo Hilfe Not ist. Es sind nur Kleinigkeiten, die für andere jedoch vielleicht ein Problem darstellen. Warum nicht einfach eine helfende Hand reichen?

Zeit schenken

Wie das? Heutzutage haben die meisten Menschen zu wenig Zeit, sind immer gestresst, hetzten von A nach B. Sicher, daran kann ich als Außenstehender nicht viel ändern. Aber wenn ich zum Beispiel im Supermarkt an der Kasse stehe und hinter mir jemand, der nur zwei, drei Teile hat, dann lasse ich ihn grundsätzlich vor. Manchmal auch sogar zwei Leute. Denn bis ich meinen Familieneinkauf aufs Band geladen habe, ist derjenige meist schon längst weg. Beide haben gewonnen: einer etwas Zeit, der andere Dankbarkeit.

Durch ein hörendes Ohr

Neulich an der Kasse im Drogeriemarkt: die Kundin vor mir wollte etwas umtauschen, stellte unzählige Fragen und erschwerte den Vorgang ungemein. Als ich an der Reihe war, flüsterte die Kassiererin mir zu: „Noch eine Stunde, dann habe ich endlich Wochenende! Die Kunden sind heute echt anstrengend, jeder will etwas von mir, alle nerven nur. Ich bin echt gestresst. Nicht jeder Kunde ist so ein Lichtblick wie sie!“ Ich freute ich über dieses Kompliment, dabei habe ich ja nichts getan, außer unkompliziert gewesen zu sein. Und sie war sichtlich froh, dass sie mal jemandem sagen konnte, dass sie einen bescheidenen und anstrengenden Tag hinter sich hatte. Sie hat in mir jemanden gefunden, wo sie ihrem Frust Raum geben konnte. Und ich höre gerne zu.

Damals, in meinem alten Job, war ich unter anderem als telefonische Kundenbetreuerin tätig. Kein einfacher Job, weil es herbei immer um Kunden ging, deren Konten keine Deckung aufwiesen. Auch hier war oft mein hörendes Ohr gefragt. Der Grund, warum das Konto nicht gedeckt war, war nicht selten eine schwierige Lebenssituation. Und viele Leute hatten niemanden, mit dem sie darüber reden konnten. So kam es, dass ich viele Geschichten gehört habe und oft lag es an mir, den Leuten etwas Mut zuzusprechen. (Ich hatte eindeutig die Berufswahl verfehlt!) Oft waren die Betroffenen hinterher erleichtert, weil sie einfach mal den Balast mit jemandem teilen konnten. Das kann natürlich anstrengend sein, aber man bricht sich keinen Zacken aus der Krone, wenn man sich die Zeit nimmt und einfach mal zuhört. Im Gegenteil!

Ein Lächeln verschenken

Lächeln. Einfach immer nur Lächeln. Manchmal ertappe ich mich selbst dabei, dass ich etwas finster drein blicke, wenn ich in Gedanken bin. Das fällt mir dann immer auf, wenn mich jemand anlächelt. Aber normalerweise habe ich auch immer ein Lächeln auf den Lippen. Für diejenigen, die mich anlächeln – und für die, die finster drein blicken. Ein Lächeln wirkt entwaffnend, lässt Dich für kurze Zeit das vergessen, was Dir gerade im Kopf herumgeistert. Und das Beste: Es kostet nichts und Du hast es immer dabei! Du kannst es immer und überall verschenken. Vielleicht entwickelt sich daraus sogar ein kleines Gespräch, ein paar nette Worte, die man auch mit wildfremden Menschen wechseln kann. Es verschönert einfach das Leben – und danach ist mein Lächeln meistens noch fröhlicher als zuvor.


Das Leben kann so viel schöner und leichter sein, wenn man nur ein paar kleine Dinge beachtet, oder für andere tut. Und es gewinnen immer zwei: Du und Dein Gegenüber! Also zieht mit offenen Augen durchs Leben und zaubert anderen ein Lächeln auf die Lippen!

Quelle: Pixabay
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