Windelfrei in 597 Schritten

Dein Kind ist noch nicht sauber? Aber es ist doch schon drei Jahre alt! In dem Alter trägt man doch keine Windeln mehr! Also, mein Kind ging schon mit 1 1/2 Jahren aufs Töpfchen!

Auch schon mal gehört? Ich durfte mir sowas oft anhören. Und ganz ehrlich: Ist mir doch egal! Wenn andere Kinder sich schon so früh fürs Töpfchen interessieren, dann ist das super. Aber Fakt ist schon mal eines:

Erst im dritten Lebensjahr sind die Nervenbahnen so gereift, dass die Schließmuskeln kontrolliert werden können. Nur wenn diese Bedingungen erfüllt sind, ist das Kind überhaupt fähig, auf die Windel zu verzichten. Wer zu früh mit der Sauberkeitserziehung beginnt, erreicht deshalb oft das Gegenteil dessen, was er sich erhofft hat. Quelle: Kinderzentrum.Krumbach.de

Ich besorgte zwar auch schon früh ein Töpfchen für meinen Sohn, darauf sitzen blieb er aber höchstens immer zwei Sekunden, weil er viel wichtigeres zu tun hatte. Er hatte so früh einfach keine Ruhe dafür und auch keine Lust. Also ließ ich ihn.

Als er zwei Jahre alt war und der Sommer kam, ließen wir ihn im Garten immer ohne Windel laufen. Das Töpfchen stand auf der Terrasse parat, falls er mal musste. Ein paar Mal hat es dann auch funktioniert. Allerdings landete sein Geschäft – ob klein oder groß – zu 90 % irgendwo im Garten, statt im Töpfchen. Und nicht mal dann hat er es wirklich bemerkt, was mir zeigte, dass er immer noch nicht so weit ist.

Im Herbst wurde seine Schwester geboren und mir fehlte ehrlich gesagt die Zeit und die Muße mich intensiv um die Sauberkeitserziehung zu kümmern. Nach wie vor zeigte er aber auch kein Interesse daran, und ich denke aufgrund der großen Veränderung, die die Geburt seiner Schwester mit sich brachte, wäre der Zeitpunkt auch nicht gerade günstig gewesen.

Ein paar wenige seiner Freunde waren schon sauber, einige andere jedoch nicht. Es schien also nicht unnormal zu sein.

Von manchen Seiten hörte ich aber immer wieder, dass ich mich doch endlich darum kümmern muss. Mit Druck erreicht man jedoch nur eines: Nämlich gar nichts.

Im Frühjahr sind wir von Standard-Windeln auf Höschen-Windeln umgestiegen und hin und wieder ging er schließlich aufs Klo. Oft passierte jedoch nichts. Doch in den letzten Wochen stieg das Interesse und jedes Mal, wenn dann auch tatsächlich etwas kam, war die Freude groß.

Das Problem war, dass er die Windel dennoch unter keinen Umständen gegen eine Unterhose tauschen wollte, obwohl ich extra welche von Cars oder Mickey Mouse besorgte. Keine Chance. Jeder Versuch endete in einem Aufstand – und zwingen wollte ich ihn schließlich nicht.

Ich vermutete, dass der Kindergarten den Durchbruch bringen würde. Und so war es auch. Dort gehen schließlich alle anderen Kinder auch schon aufs Klo. Und so ging er auch immer. Die Windel war meistens so gut wie trocken.

Die Dinosaurier-Unterwäsche hat es letztendlich rausgerissen. Ich hatte sie zufällig beim Bummeln entdeckt, und dachte mir: Das ist es! Und ich irrte mich nicht – diese Unterwäsche wollte er natürlich anziehen, dreht sich hier doch alles nur um Dinosaurier.

Nun ist er tagsüber windelfrei. Der erste Tag lief natürlich nicht ohne Unfälle ab. Am zweiten Tag gab es nur einen Unfall und dann ging es sogar ein paar Tage ganz ohne. Hin und wieder geht es natürlich nach wie vor daneben, aber jetzt haben wir endlich den Durchbruch geschafft. Mit dreieinhalb Jahren. Nach mehreren Anläufen.

Ist das schlimm? Nein, ist es nicht. Jedes Kind bestimmt selbst das Tempo. So und nicht anders.

Woran Ihr merkt, dass Euer Kind soweit sein könnte:

  • Es zieht sich in eine Ecke zurück, um sein Geschäft zu erledigen.
  • Es ist spannend für Dein Kind, wenn Ihr aufs Klo geht und kommt sofort hinterher, um zu sehen, was Ihr dort macht.
  • Es sagt Bescheid, wenn etwas in der Windel gelandet ist.
  • Es möchte gewickelt werden, weil die volle Windel unangenehm ist.
  • Es will keine Windel mehr tragen.

Beim Sauber werden kann es Eurem Kind helfen, es selbst entscheiden zu lassen, wann und ob es aufs Klo oder Töpfchen gehen möchte. Die Anfänge sollten eher spielerisch sein. Manche Kinder wollen, so wie wir Erwachsene es schließlich auch tun, lieber gleich aufs Klo gehen, haben aber oft Angst hineinzufallen. Dafür gibt es zum Glück Sitzringe für Kinder. Ein Tritt vor der Toilette gibt ebenfalls mehr Sicherheit.

Vielleicht schaut Euer Kind bei der Sitzung auch gerne mal ein Buch. Also legt eine Klo-Lektüre bereit, falls es mal länger dauert.

Zieht den Kleinen am besten eine Hose mit Gummibund an, die es auch schnell selbst an- und ausziehen kann. Knöpfe und Gürtel, die schwer zu öffnen sind, können dafür sorgen, dass es im letzten Moment doch noch daneben geht.

Und wenn es wirklich mal schief geht? Jetzt bloß nicht schimpfen! Das erhöht den Druck und nimmt die Freude. Sagt Eurem Kind, dass es nicht so schlimm ist, damit es nicht den Mut verliert. Und wenn Ihr unterwegs seid: Denkt immer daran, Wechselkleidung mitzunehmen. Gerade in den ersten Wochen kann es immer wieder mal passieren, dass etwas in die Hose geht. Bis ein Kind wirklich trocken ist, vergehen nämlich einige Wochen. Bis es auch nachts trocken ist, dauert es manchmal sogar noch Monate.

Wie ist das bei Euch? Sind Eure Kinder schon trocken? Habt Ihr früh mit dem Töpfchen-Training begonnen, oder habt Ihr gewartet, bis Euer Kind von selbst aufs Klo gehen wollte?

6 Gedanken zu “Windelfrei in 597 Schritten

  1. Hier ist auch noch volle Kanne Pampers angesagt….
    Tiffy ist jetzt vor 14 Tagen 3 geworden.
    Man merkt, dass sie Interesse hat, sie redet fast von nichts anderem, aber sie traut sich nicht. Sie sagt immer nur: „Nein, ich will nicht. Ich habe Angst.“
    Ich lasse sie auch.
    Der Tag wird kommen. 😉💪

      • Das denke ich auch.
        In meinem Bekanntenkreis sind so viele, die sich und ihrem Kind Druck machen für nichts und wieder nichts.
        Da gibt es nur Tränen und (statt in der Windel) landet es permanent in der Hose.
        Da sehe ich den Vorteil jetzt nicht so ganz und mit „Trocken sein“ hat das ja auch herzlich wenig zu tun. 🙄

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