An die Mutter, die glaubte sich rechtfertigen zu müssen

Liebe unbekannte Mutter,

heute sind wir uns beim Einkaufen an der Kasse begegnet. Du hast mir einen flüchtigen Blick zugeworfen und offensichtlich an der Packung Windeln, die unter meinem Arm klemmte, erkannt, dass ich Mutter bin – so wie Du.

Als Du eine große Ladung Babygläschen auf das Kassenband legtest, sagtest Du fast ein wenig beschämt zu Deinem Sohn, der neben Dir im Kinderwagen saß: „Jetzt musst Du im Urlaub mal mit ungesundem Essen auskommen.“ Während Du das aussprachst, hast Du wieder zu mir rüber geschaut, als würdest Du einen tadelnden Blick von mir erwarten.

Stattdessen sagte ich Dir, dass ich meinen Kindern auch Brei aus dem Gläschen gegeben habe und lächelte Dich an.

Aber ich hätte Dir gern noch mehr gesagt. Ich hätte Dir gern gesagt, dass Du eine gute Mutter bist, ob Du nun selbst für Dein Kind kochst, oder ob Du ihm Gläschen gibst. Du bist eine gute Mutter, auch wenn Du Deinem Kind die Flasche gibst, anstatt es zu stillen. Du bist eine gute Mutter, wenn Dein Kind mit im Familienbett schläft und Du bist ebenso gut, wenn es im eigenen Zimmer schläft. Ob Du Dein Kind trägst oder es im Kinderwagen schiebst – Du bist gut. Denn ich bin mir sicher, Du willst immer nur das Beste für Dein Kind, welche Entscheidungen Du auch immer treffen magst.

Und es sind eben nun mal Deine Entscheidungen, die Du aus Gründen getroffen hast, die Du für richtig hältst. Niemandem steht es zu, darüber zu urteilen, geschweige denn, Dir zu unterstellen, Du seist eine schlechte Mutter. Du bist gut, so wie Du bist – nein, Du bist sogar perfekt – denn niemand kennt Dein Kind so gut wie Du. Kein anderer hat es unter seinem Herzen getragen. Kein anderer als Du! Wer sonst könnte also die besten Entscheidungen für Dein Kind treffen, wenn nicht Du selbst?

Und ganz genau deswegen braucht es Dich nicht zu kümmern, was andere denken oder reden mögen. Du machst alles richtig, weil Du mit dem Herzen und voller Liebe entscheidest.

Und sollten wir uns je wiedersehen, dann werde ich Dir ein Lächeln schenken und mein Blick wird Dir sagen: „Du bist eine tolle Mutter! Die Beste, die sich Dein Kind wünschen könnte!“

15 Gedanken zu “An die Mutter, die glaubte sich rechtfertigen zu müssen

  1. Ja, leider meinen wirklich viele immer alles besser zu wissen. Hinter mir wurde an der Kasse auch schonmal schön laut erklärt: „Was es heute alles für einen Firlefanz für Kinder gibt. Also zu unsere Zeit gab es sowas ja nicht, nicht wahr? Ne, also zu unserer Zeit, da haben die Kinder ein Brötchen auf die Hand bekommen und gut ist … In diesen Riegeln da ist ja auch viel zu viel Zucker drin …“
    Dabei hatte ich auch nur ein paar Fruchtriegel und Obstgläschen auf dem Band. Als frischgebackene Mama hat mich das auch immer irgendwie getroffen. Da bin ich aber jetzt zum Glück entspannter geworden 😉

    • Wenn man frisch gebackene Mama ist, lässt man sich schnell von anderen verunsichern. Aber es gibt ja auch wirklich jeder zu allem seinen Senf dazu. Heute ist mir sowas auch egal. Jeder muss den Weg gehen, den er für richtig hält.

  2. Toller Post. Ja, immer dieses Getue von Müttern, sie wüssten es am Besten ist schrecklich. Am Ende glaubt man wirklich man muss sich rechtfertigen, jedenfalls wenn man noch kleine Kinder hat, meine sind jetzt 8 und 11 und ich weiß, dass mein weg der rchtige ist, ach wenn ich nicht immer alles richtig mache 🙂

    • Natürlich kann man nicht immer alles richtig machen. Aber das ist auch nicht so schlimm. Jeder von uns gibt sein Bestes und das ist doch die Hauptsache! Und wenn andere es anders machen, heißt das nicht gleich, dass es besser ist. Wir sollten uns nicht für alles rechtfertigen müssen. Ich finde es schlimm, wie Mütter sich untereinander oft kritisieren. Ich denke, wenn wir mit dem Herzen Entscheidungen treffen, Kann daran nicht viel falsch sein. Schön, dass Du Deinen Weg gefunden hast! 😊

    • Ja, manchmal möchte man wirklich Gedanken lesen können, um die richtigen Worte für sein Gegenüber zu finden. Aber allein die Tatsache, dass sie das Gefühl hatte sich vor mir – einer Wildfremden – rechtfertigen zu müssen, lässt ja tief blicken. Man wird leider viel zu oft verurteilt, wo wir Eltern doch vielmehr zusammenhalten sollten.

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