Einschlafbegleitung

Let’s talk about

Schlafen ist in den meisten Familien ein großes Thema. So auch bei uns. Unser Start ins Elterndasein war alles andere als leicht, da unser Sohn ein Schreibaby war. Das einzige, was ihm damals half, in den Schlaf zu finden, war ihn zu tragen und zu pucken. Ihn abzulegen, wenn er endlich schlief, war meistens unmöglich. Er wachte bei der kleinsten Störung gleich wieder auf und fand nicht mehr in den Schlaf.

Bei unserer Tochter sah das schon ganz anders aus. Sie schlief immer gut ein, manchmal auf dem Arm, manchmal in ihrem Bettchen, wenn man ihr dabei über den Rücken streichelte. Schon als kleines Baby schlief sie nachts meistens sechs Stunden am Stück, meldete sich nur, wenn sie Hunger hatte und schlummerte danach friedlich weiter. So ist jedes Kind anders.

In den ersten neun Monaten schlief mein Sohn im Beistellbett gleich neben mir. Er brauchte einige Monate, um einen richtigen Schlafrhythmus zu finden. Mit etwa sieben Monaten schlief er schließlich durch. Trotzdem war er ein sehr unruhiger Schläfer, wühlte viel herum, drehte sich nachts mehrfach um die eigene Achse, brabbelte im Schlaf. Ich habe schon allein durch meine Krankheit bedingt einen sehr leichten Schlaf und wurde daher bei jeder Kleinigkeit wach. Auch hatte ich ständig Angst, er würde aus dem Bett kullern oder ich würde mich auf ihn rollen. Ich lag regelmäßig wach und war tagsüber total fertig, weil mir der Schlaf einfach fehlte. Das Thema Familienbett war für uns daher keine Option – zumal wir eh nur auf 140 cm Schlafen.

Als der Wildfang dem Beistellbett schließlich entwachsen war, stand daher der Umzug ins eigene Zimmer an. Vorher hatte er dort schon längere Zeit seinen Mittagsschlaf gemacht. Die ersten Tage waren dennoch sehr schwierig und wir saßen mehr an seinem Bett, als wir in unserem lagen. Nach zwei Wochen aber schlief er plötzlich durch. Anfangs stand ich völlig verdutzt trotzdem mehrmals auf, um zu schauen, ob alles in Ordnung ist. Doch irgendwann gelang es auch mir schließlich wieder gut zu schlafen, was eine große Erleichterung für mich war.

Mit meiner Tochter war das etwas anders. Auch sie schlief etwa neun Monate neben mir. Aber: Sie schlief eben. Ganz ruhig lag sie nachts da und schlief den Schlaf der Gerechten. Sie wälzte sich nicht herum und machte auch sonst keinen Mucks. So konnte auch ich gut schlafen neben ihr und diese Nähe genießen. Es fiel mir fast ein bisschen schwer, sie in ihr eigenes Zimmer zu legen, als sie langsam zu groß wurde für das Beistellbett. Ihr hingegen machte diese Veränderung scheinbar gar nichts aus. Von der ersten Nacht an schlief sie durch, als hätte sie nie woanders geschlafen.

Doch was brauchen Kinder, um gut ein- und durchschlafen zu können?

Rituale und Einschlafbegleitung

Ganz wichtig sind für Kinder immer gleiche Abläufe. Zuerst wollte ich das nicht glauben, als meine Hebamme – die uns bei unserem Sohn lange Zeit begleitete – mir dazu riet, jeden Abend genau das gleiche vor dem Einschlafen zu tun. Rituale haben meinem Sohn aber tatsächlich dabei geholfen, besser in den Schlaf zu finden.

So ist unser Ablauf in der Regel auch heute noch jeden Abend derselbe. Um 18.30 Uhr gibt es Abendessen und gleich danach gehen wir alle gemeinsam rauf. Die Kinder werden bettfertig gemacht und dann wird etwa noch eine halbe Stunde gespielt. Das Tochterkind will meistens mit mir unzählige Bücher anschauen, der Wildfang spielt zur Zeit am liebsten mit Papa Lego. Manchmal singen wir auch alle zusammen etwas. Besonders wichtig ist, dass die letzten Minuten vor dem Schlafen gehen so ruhig wie möglich verlaufen, auch wenn die Kinder dann ganz gerne noch mal so richtig aufdrehen.

Meine Tochter kommt schnell zur Ruhe, wenn ich ihr bei gedämpftem Licht etwas vorsinge, während sie sich in meinen Arm kuschelt. Anschließend gibt es einen Gute-Nacht-Kuss und dann lege ich sie in ihren Schlafsack. Ich lasse das Rollo herunter, schalte ihre Spieluhr ein und streichle ihr über den Rücken, während ich ihr eine gute Nacht wünsche. Jeden Abend in der gleichen Reihenfolge.

Mit dem Großen wird währenddessen zum Runterfahren immer ein Buch gelesen. Anschließend schalten wir das Licht aus und das Hörspiel ein und er legt sich ins Bett. Bin ich diejenige, die ihn zu Bett bringt, erzähle ich ihm oft noch eine Geschichte. Ist mein Mann derjenige, unterhalten die beiden sich noch etwas. Zum Abschluss wird gebetet und gekuschelt.

An dieser Stelle konnten wir eine ganze Zeit lang bei beiden Kindern den Raum verlassen und sie sind innerhalb weniger Minuten ruhig und allein eingeschlafen.

Aber wie man in schwierigen Zeiten gern sagt, dass alles nur eine Phase ist, die wieder vorbei geht, so gilt das leider auch für die Dinge, die bisher immer gut liefen.

Seit unserem Urlaub im Juni möchte meine Tochter nicht mehr allein einschlafen. Wenn wir versuchen, den Raum zu verlassen, schreit sie panisch. Natürlich lassen wir sie nicht allein. Einer von uns legt sich immer neben ihr Bett, bis sie eingeschlafen ist. Nun hat das aber unter Umständen eine Stunde oder gar länger gedauert. Oft ist sogar derjenige, der bei ihr blieb, noch vor ihr eingeschlafen. Das zerrte sehr an unseren Nerven. Uns wurde klar, dass sie vermutlich einfach nicht mehr so viel Schlaf braucht. Inzwischen haben wir den Mittagsschlaf wegfallen lassen, was zwar gegen Abend öfter dazu führt, dass die Kleine sehr quengelig wird, aber nun schläft sie wieder innerhalb von fünf bis zehn Minuten ein, anstatt sich ewig herumzuwälzen, weil sie einfach noch nicht müde war. Nach wie vor bleibt jemand bei ihr, bis sie eingeschlafen ist, weil wir sie auf keinen Fall allein und weinend zurücklassen wollen. Sie soll sich sicher und geborgen fühlen.

Das Gleiche gilt für unseren Sohn, der mit seinen vier Jahren allerdings schon ein ganz anderes Verständnis hat. Einschlafen war lange Zeit kein großes Thema für ihn – bis er seine Schnuller abgegeben hat. Am Anfang wollte er dann plötzlich wieder, dass jemand bei ihm bleibt, weil er ohne seine Schnuller nicht einschlafen könne. Uns war klar, dass das nicht ganz einfach vonstatten gehen würde und dafür hatten wir natürlich Verständnis. Nach einer Weile hatte es sich aber so eingebürgert, dass immer jemand bei ihm bleibt – was wir an sich auch gern machten, wenn er denn dann auch eingeschlafen wäre. Stattdessen redete er, und redete, und redete… Von Müdigkeit keine Spur.

Das war eine sehr schwierige Phase, weil wir beide Kinder zu der Zeit etwa eine Stunde in den Schlaf begleiteten. Pärchenzeit gab es gar nicht mehr. Besonders schwierig war es, wenn nur ein Elternteil da war. Es war fast unmöglich, das allein zu bewältigen.

Irgendwann ging ich dazu über, meinem Sohn zu sagen, dass ich mich jetzt auch in mein Bett lege und wir einfach seine Tür offen lassen, bis er eingeschlafen ist. Ich war gleich nebenan. In der Zeit habe ich dann etwas gelesen und er kam zwischendurch hin und wieder mal rüber, aber letztendlich hat es gut geklappt. Eingeschlafen ist er jedoch selten vor halb zehn. Und morgens steht er dennoch oft schon vor sieben Uhr quietschfidel wieder neben mir.

Das hat sich leider auch nicht wieder geändert. Er war schon immer ein Kind, dass mit weniger Schlaf auskommt, als die meisten anderen Kinder. Wir taten uns schwer damit, das einzusehen und wünschen uns natürlich, er würde um Punkt Acht im Bett liegen und friedlich schlafen, aber das funktioniert einfach nicht mehr. Sobald wir den Raum abends verlassen, springt er wieder aus seinem Bett und spielt. Inzwischen haben wir die Regel eingeführt, dass er bis neun Uhr spielen darf und dann aber das Licht ausgemacht wird. Meistens kommt er dann noch mal runter, um uns etwas ganz wichtiges zu sagen und schläft dann aber schließlich ein. Wenn er jedoch wirklich mal nicht einschlafen kann und deswegen weint oder nach uns ruft, sind wir natürlich bei ihm.

Wir begleiten unsere Kinder in den Schlaf, so wie sie es benötigen. Ja, das zerrt manchmal an den Nerven und wird schnell zur Geduldsprobe. Aber irgendwann wird die Zeit kommen, wo das nicht mehr nötig ist. Die Kinder werden älter und immer selbstständiger. Irgendwann werden sie uns nicht mehr so sehr brauchen wie jetzt. Die Jahre sind kurz, die Zeit fliegt nur so an uns vorbei – nutzen wir sie, indem wir den Kindern geben, was sie brauchen – uns!

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Das ist er: Der erste Beitrag aus der Reihe „Let’s talk about“ – einem gemeinsamen Projekt von Wunschkindwege und Zwischen Wunderwelt und Wahnsinn. Was meine Freundin Sally zu dem Thema zu sagen hat, könnt Ihr hier lesen.

Und hier könnt Ihr die Beiträge von allen Teilnehmern nachlesen:

Fräulein Kassandra

MannKindKoffer

Mein achtsames Leben

Meine Eltern-Zeit

Zwar mit älteren Beiträgen, die aber zum Thema passen, sind außerdem mit dabei:

Fernwehkinder

Vaterfreuden

10 Gedanken zu “Einschlafbegleitung

  1. Hachja… es freut mich ja zu lesen, dass es, obwohl es doch überall anders ist, am Ende doch überall gleich ist. 😂
    Wir schlafen ja alle zusammen im Familienbett, da ist es schon einfacher, beide gleichzeitig hinzulegen.
    Allerdings ist es bei uns auch erst entspannter geworden, seitdem beide Kinder keinen Mittagsschlaf mehr machen.
    Sie haben ihn sich netterweise gleichzeitig abgewöhnt. 😉

    • Oh je, beide gleichzeitig? Aber mit der Großen warst Du ja echt auch gesegnet, dass sie mit fast vier erst aufgehört hat mit dem Mittagsschlaf. 😁

      • Das ist vollkommen ok so, es kam perfekt, wenn auch unerwartet 😂
        Dann schlafen sie wenigstens beide Abends 😂😊
        Ja, sie hat es echt noch gebraucht.
        Dafür hatten wir dann ja Abends immer Party, haben dass dann aber auch so geregelt wie ihr: Sie durfte CD hören oder noch ein Buch lesen und wir sind schonmal runtergegangen.
        Bis 11 wollte ich nicht so gerne daneben sitzen und ihr beim „Löcher-in-die-Luft-gucken“ zusehen 😬

      • Das kann ich gut verstehen. Das zerrt ja auch an den Kräften. Der Wildfang ist jetzt immer noch wach. Hat heute morgen zu lange geschlafen. 🙈 Und morgen früh kommt er nicht aus dem Bett!

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