Ich bin emotional. Das bin ich eigentlich immer. Jetzt gerade jedoch ganz besonders. Denn heute endet ein Lebensabschnitt – und zwar nicht nur für meine Tochter, sondern auch für mich als Mama. Fünf Jahre lang habe ich meine Kinder durch die Kindergartenzeit begleitet. Fünf Jahre lang bin ich regelmäßig in den Nachbarort gependelt, um die Kinder zu bringen und abzuholen. Das ist nun vorbei.
Kindergartenjahre
Mein Sohn liebte den Kindergarten von Anfang an sehr. Zwischendurch gab es immer mal kurze Phasen, in denen er nicht dortbleiben wollte, doch das legte sich meistens recht schnell wieder. Im letzten Jahr spürte man jedoch, dass er völlig unterfordert war. Er wollte etwas lernen. Neues entdecken. Groß sein. Vom Gefühl her hätte ich ihn bedenkenlos schon ein Jahr früher in die Schule schicken können. Das hätte ihm gut getan.
Bei meiner Tochter sah das ganz anders aus. Als sie noch klein war und mich immer nur begleitet hat, wenn ich ihren großen Bruder zum Kindergarten brachte und wieder abholte, wollte sie unbedingt immer dortbleiben und spielen. Als sie mit knapp drei Jahren schließlich offiziell den Kindergarten besuchen durfte, schlug ihre anfängliche Euphorie schnell ins Gegenteil um. Es fiel ihr sehr schwer, sich von mir zu trennen, und sie fühlte sich auch nicht richtig wohl in der Betreuung. Häufig spielte sie nur für sich allein, konnte sich aufgrund ihrer Schüchternheit nicht gut in die Gruppe integrieren. Als dann auch noch ihre Lieblingserzieherin auf Nimmerwiedersehen verschwunden ist, wollte sie überhaupt nicht mehr hingehen. Sie war lieber zu Hause bei mir, und es war immer schwer, sie in den Kindergarten zu bringen. Das änderte sich auch mit den Wochen und Monaten nicht. Sie ging einfach nicht gern dorthin, obwohl sie zwischenzeitlich Freundinnen gefunden hatte.
Zu allem Überfluss sollte der Kindergarten nach zwei Jahren auch noch geschlossen werden. Nebendran wurde eine neue Kita gebaut, mit neuem Träger und somit auch komplett anderen Erzieherinnen. Dorthin sollten die Kinder schließlich wechseln. Das bereitete mir große Bauchschmerzen, und ich habe mich ständig gefragt, wie mein schüchternes, sensibles Mädchen das wohl verpacken würde, zumal die neue Kita auch deutlich größer sein sollte. Bis dahin wurde sie behütet in einer eingruppigen Einrichtung betreut.
Und dann kam Corona
Konnte es noch schlimmer kommen? Allerdings. Denn die letzten Wochen im alten Kindergarten wurden von Corona überschattet. Plötzlich war zu Hause bleiben angesagt, der Kindergarten wurde geschlossen. Als nach einiger Zeit wieder eröffnet werden durfte, waren bereits neue Erzieherinnen da. Und meine Kleine hatte absolut keine Lust, wieder hinzugehen. Zu schnell hatte sie sich daran gewöhnt, zu Hause zu bleiben. Schließlich ließ sie sich doch noch überzeugen, und es stellte sich heraus, dass die Erzieherinnen, die auch mit in die andere Kita umziehen würden, sehr nett waren. So war der Wechsel in die neuen Räumlichkeiten zum Glück kein Problem mehr.
Geliebtes Neuland
Heute frage ich mich, warum ich mir eigentlich so sehr den Kopf über den Wechsel zerbrochen habe. Denn der neue Kindergarten war das Beste, was meiner Tochter passieren konnte. Die modernen Räume waren natürlich aufregend und spannend. Es gab viel mehr Spielmöglichkeiten, viel mehr Platz, viel mehr Freiraum. Doch nicht nur das: Es gab auch Erzieherinnen, zu denen sie eine Verbindung aufbauen konnte. Bezugspersonen. Die fehlten ihr zuvor. Und außerdem war sie jetzt eine von den Großen, ein Vorschulkind. Mit dieser Erkenntnis wuchs auch ihr Selbstvertrauen. Plötzlich war sie gar nicht mehr so schüchtern, wie wir sie kannten. In vielerlei Hinsicht ist sie über sich hinausgewachsen.
Es machte mich sehr froh, dass mein Kind sich endlich wohlfühlte und mit Freude in den Kindergarten ging. Ich betete insgeheim, dass es nicht wieder zu einer Schließung kommen würde und sie ihr letztes Kindergartenjahr in vollen Zügen genießen könne. Dann brach die zweite Welle der Pandemie los und die Kindergärten wurden erneut geschlossen. Das fand ich sehr traurig für meine Tochter. Die monatelange Schließung tat ihr nicht gut. Man merkte, wie sehr ihr ein geregelter Tagesablauf und vor allem andere Kinder fehlten. Doch irgndwann durften die Kitas endlich wieder aufmachen. Als ich sie am ersten Tag nach der Eröffnung abholte, nahm ich ein fröhliches und ausgeglichenes Kind in Empfang.
Was dennoch mehr als schade war: Sie konnte aufgrund der Pandemie viele Dinge nicht erleben und unternehmen, die Vorschulkinder normalerweise gemacht hätten. Die Polizei besuchen, das Krankenhaus, die Feuerwehr und vieles mehr. Die Erzieherinnen haben jedoch das Beste aus der Situation gemacht und sich andere Dinge einfallen lassen. Einen kleinen Erste-Hilfe-Kurs zu Beispiel. So beherrscht meine Kleine nun bereits die stabile Seitenlage und konnte mir sogar dabei helfen, mein eingerostetes Halbwissen aufzufrischen.
Die Abschiedsfeier

Zum Abschied wurde für die Kinder eine Stadtralley organisiert. Danach gab es Pommes und Chicken Nuggets zum Abendessen und freies Spielen im Kindergarten, ohne Rücksicht auf die Kleinen nehmen zu müssen. Am Abend durften wir Eltern schließlich dazukommen. Es war hochemotional. Die Kinder sangen Lieder wie “Ade, du schöne Kindergartenzeit” und “Freunde dabei”, und kaum ein Auge blieb trocken. Zumindest bei den Müttern. Jedes Kind durfte auf ein Podest und wurde unter Jubelgeschrei und Applaus in die Schule verabschiedet. Am Ende wurden all im wahrsten Sinne des Wortes rausgeschmissen.
Der letzte Tag
Und heute ist es nun endgültig so weit. Der letzte Tag ist gekommen. Ein letztes Mal hinbringen. Ein letztes Mal spielen und toben mit den Kindergartenfreunden. Ein letztes Mal abholen. Ein letztes Mal Tschüss sagen. Kein “Bis morgen”. Kein “Schönes Wochenende”. Sondern ein “Auf Wiedersehen, hoffentlich.”

Der Abschied war sehr emotional und ich denke, es muss sicher noch das ein oder andere Tränchen getrocknet werden.
Und nun steht uns ein neuer, aufregender Lebensabschnitt bevor. Ade, Du schöne Kindergartenzeit!
Glaube mir, jeder (neue) Abschnitt wird eine schöne und spannende Zeit. Und jeder bevorstehende Abschied einer solchen Zeit, wird wieder neue Türen öffnen. Die Erinnerung wird immer bleiben.
Ja, so ist es. Nach einigen Wochen Schule, sehen wir das alles auch schon ganz anders. Meine Tochter liebt es, in die Schule zu gehen und freut sich auf jeden neuen Tag. Besser hätte es kaum kommen können! 🙂
Das wird ganz sicher eine aufregende Zeit, wenn wenn auch vielleicht nicht immer nur im positiven Sinne 🙂
Ja, ganz bestimmt. 😊