Ein Ausflug mit Hindernissen: Wandern im Hohen Venn

In den Osterferien waren wir Richtung Ostbelgien unterwegs, denn wir hatten eine Wanderung im Naturpark Hohes Venn geplant. Aber es sollte ein Ausflug mit einigen Pannen und Hindernissen werden. Es fing schon damit an, dass mein Mann sein Portemonnaie vergessen hat. Und das fiel ihm erst auf, als wir uns bereits auf der Autobahn befunden haben. So kam es, dass wir an der nächsten Ausfahrt die Bahn wieder verlassen und nach Hause umkehren mussten. Dadurch hatten wir schon gut zwanzig Minuten verloren. Und ich hatte mich kurz zuvor noch gefreut, dass wir so zeitig unterwegs waren.  Das war dann wohl nichts.

Ankommen – oder auch nicht

Als wir dann etwa eineinhalb Stunden später endlich am Startpunkt unserer Wanderung angelangt sind – nämlich am Baraque Michel – passierte das, was ich hätte kommen sehen müssen: Das große Kind hat nur eine kurze Hose getragen. Und es war arschkalt. Es ist nicht so als hätte ich ihm nicht gesagt, dass es im Hohen Venn kälter ist als bei uns und dass eine lange Hose sicher eine gute Option wäre. Aber Ihr wisst ja, wie das ist. Nun war ich allerdings obendrein noch so dumm, nicht weiterzudenken. Möglicherweise habe ich nämlich nur für die Kleine eine lange Hose eingepackt, für ihn jedoch nicht.

Was macht man nun bei 8,5 Grad und kräftigen Windböen? Richtig! Sich wieder ins Auto setzen und nach dem nächstebesten Klamottenladen googlen.

Die Straße nach Malmedy

Mein Mann fand einen Carrefour Markt – ein Laden, wo es von allem ein bisschen gibt – im 13 Kilometer entfernten Malmedy. Also: Anschlallen, losfahren! Die Sache hatte allerdings einen Haken: Wie der Name schon verrät, liegt das Hohe Venn … na … eben oben. Die Straße nach Malmedy führte uns in Serpentinen bergab, was bei meiner Tochter für rasch einsetzende Übelkeit sorgte. Da waren wir mehr als froh, als wir endlich am Supermarkt angekommen sind.

Hosenkauf mal anders

Wir schlugen uns im Eiltempo zur Bekleidungsabteilung durch, und siehe da: Es gab Hosen in Hülle und Fülle. Allerdings keine in der Größe meines Sohnes. Es gab welche für 7-8jährige und welche für 11-12jährige. Aber dazwischen gab es nichts. Wir hatten also die Wahl zwischen Hochwasser oder Hochkrempeln. Oder Mädchenabteilung. Autsch! Tatsächlich blieb uns am Ende keine andere Wahl. Wir haben sämtliche Optionen durchprobiert, aber nichts wollte ihm auch nur annnähernd passen, außer … eine Joggingshose im hautengen Leggings-Schnitt. Aber immerhin war sie blau – und unsere einzige Chance, dass der Ausflug noch stattfinden kann. Zu unserer großen Überraschung war er mit dieser Wahl aber zufrieden und wir konnten den Laden mitsamt einer neuen Hose verlassen.

Aber halt! Im Eingang steht so ein blinkendes Kinderschaukelviech. Das wollte meine Tochter unbedingt ausprobieren. Und aufgrund der vorangegangenen Strapazen, haben wir uns erweichen lassen und ihr einen Euro gegeben. Den steckte sie voller Vorfreude in das Gerät und es passierte … nichts. Das Teil ging nicht an. Wir drücken daher den Knopf, der die Münze wieder ausspucken soll. Doch statt des Euros bekamen wir nur zehn Cent. Immerhin nahm die Kleine es relativ gelassen. Nicht jedoch …

… die Straße nach Malmedy

Wo es zuvor bergab ging, ging es nun wieder bergauf. Und mit jeder Kurve verstärkte sich die Übelkeit der Kleinen, wo sie sich doch gerade erst wieder davon erholt hatte. Ich sah schon schwarz für unsere Wanderung, zumal es immer noch verdammt schattig da draußen war. Kurzerhand suchte ich eine neue Route, die nicht ganz so lang war, wie die ursprünglich geplante. Wir parkten daher am Mont Rigi und starteten von dort aus.

Über Holzstege durchs Hohe Venn

Endlich konnte es losgehen! Die frische Luft tat der Kleinen gut und sie fühlte sich schnell wieder fit. Allerdings war der Wind mehr als unangenehm. Wir hatten immerhin genügend Jacken dabei, sodass jedes Kind je zwei übereinander tragen konnte. Und der Große hatte seine kurze Jeans zudem über das neu erworbene Kleidungsstück gezogen. Vielleicht setzt er damit ja einen Trend?

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Der Startpunkt unserer kleinen Tour am Mont Rigi
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Nach wenigen Minuten erreichen wir einen langen Bohlenweg, der uns durch die wilde Landschaft des Hohen Venns führt.
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Und dieser Junge muss zum Glück nicht frieren.
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Die Bohlenwege laden zum rennen ein.
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Worüber die beiden da wohl philosophieren?
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Ein Stück blauer Himmel! Das ist ein gutes Zeichen!
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Abseits des Weges schlängelt sich ein kleiner Bachlauf entlang.
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Hier findet man ein bisschen mehr Farbenvielfalt vor. Bisher war die Landschaft recht karg.
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Die Kleine ging stets voran.
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Wir befinden uns immer noch auf dem selben Bohlenweg. Dieser erstreckt sich etwa über die Hälfte der Route.
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Nun endet der Bohlenweg jedoch. An dieser Abzweigung könnte es noch weitergehen, doch hier sind die Wege leider zerstört – was vermutlich die Unwetter im letzten Sommer verursacht haben.

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Der Rest der Route führt uns über gewöhnliche Wanderwege.
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Am Ende der Rundtour kommen wir noch an einer Wetterstation vorbei.

Die Route war mit 3,15 km recht kurz, doch da der Wind uns heftig um die Ohren wehte, war das auch okay so. Der erste Teil der Strecke über die Holzstege war sehr schön und hat allen Spaß gemacht. Die zweite Hälfte war jedoch nicht mehr besonders spannend. Allerdings ist es eine schöne Tour für Familien mit kleineren Kindern, da die Strecke auch mit Buggy oder Bollerwagen gut zu befahren ist.

Die Tour findet Ihr hier auf Komoot.

Auf nach Spa!

Nun waren wir alle hungrig und hatten beschlossen, ins knapp 24 Kilometer entfernte Spa zu fahren. Wir wollten dort etwas essen und noch ein wenig durch die Stadt schlendern. Aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass es dort quasi keine Parkplätze gibt. Okay, ich übertreibe gerade ein wenig. Eine Hand voll gab es schon. Die waren allerdings alle besetzt. Wir sind eine kleine Ewigkeit durch die Straßen kutschiert und nirgends war ein Plätzchen für uns zu finden. Es sei denn, wir hätten es in Kauf genommen zwei Kilometer zu laufen. Aber darauf hatte keiner von uns Lust. Wir haben also erneut Google befragt und uns dann entschieden, nach Eupen zu fahren – in die entgegengesetzte Richtung, versteht sich. Beudeute: Noch eine weitere halbe Stunde im Auto verbringen. Das hätten wir echt einfacher haben können. Aber immerhin lag Eupen ein Stück in Richtung Heimat.

Essen in Sicht

Nachdem wir schließlich in der Oberstadt einen Parkplatz gefunden haben, mussten wir noch ein paar hundert Meter laufen, um in den Ortskern zu gelangen. Dort aber gab es viele Restaurants und Cafés. Wir drehten eine kleine Runde, um uns umzuschauen und etwas zu finden, wo alle auf ihre Kosten kommen. Schließlich haben wir uns für das Restaurant entschieden, das wir als allererstes entdeckt hatten. Wir gingen hinein, den Magen schon auf den Knien hängend, und wurden sehr freundlich willkommen geheißen.

Aber …

Das Restaurant hatte geschlossen. Mittagspause, um genau zu sein. Der nette Kellner bot uns an, schon einmal Platz zu nehmen. Aber es würde mindestens 45 Minuten dauern, bis er uns etwas zu essen anbieten könnte. Das Restaurant sollte nämlich erst in eineinhalb Stunden wieder öffnen. Wir fanden das Angebot zwar sehr nett, aber so lange konnten wir nicht warten.

Wir zogen also weiter, die Suche begann von vorne. Schließlich gab es im Ratskeller ein Plätzchen für uns und Essen, das jeden zufrieden stimmte.

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Die Kleine hat sich ein Kindersteak ausgesucht und es mit großem Genuss verschlungen.

Für mich gab es das gleiche, nur eine Nummer größer. Mein Sohn war mit seinen Spaghetti glücklich und mein Mann mit einem Schnitzel.

Im Anschluss daran haben wir uns noch ein Eis auf die Hand gegönnt.

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Erdbeer für mich …
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… Stracciatella für die Kleine.

Weil die Kinder noch nicht nach Hause wollten, sind wir noch ein bisschen durchs Städtchen gelaufen.

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Friedenskirche
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Haus Grand Ry
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Eupen blüht!
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Ehemalige Mädchenschule
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Sankt-Nikolaus Kirche

Die Kinder haben dann noch eine ganze Weile am Weserschiff gespielt und hatten viel Spaß. Sie wollten gar nicht nach Hause.

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Et Wäserscheff an der Klötzerbahn

Und wenn man all die Dinge, die schief gelaufen sind, einmal ausblendet, bleiben viele schöne Erinnerungen von diesem Ausflug zurück. Können wir also gerne nochmal machen – dann aber mit besserer Planung, damit auch garaniert alles glatt läuft. Obwohl … das wäre ja langweilig.

Schaut Euch auch unser Video dazu an:

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